Gut behütet

Die historischen Einkaufspassagen von Paris sind ein wunderbarer Ort, um die Stadt abseits der Trampelpfade zu entdecken. Mademoiselle Lili stellt ihre drei Favoriten vor.


Es begann im späten 18. Jahrhundert, als die überdachten Einkaufspassagen in Mode kamen. Die mit Glaskuppeln überdachten Galerien ermöglichten den Flaneuren, den Zumutungen der Stadt mit dem Straßendreck, dem Regen, der Kälte, den Gerüchen und dem Lärm zu entkommen. Und das tun sie heute noch. Viele dieser Galerien fielen erst der Haussmannschen Stadtsanierung im 19. Jahrhundert und dann dem Trend zu großen Kaufhäusern zum Opfer, doch etwa ein Dutzend hat überlebt. In ihnen scheint bis heute die Zeit still zu stehen. Sie sind ein Eldorado für Entdeckungen abseits des Mainstreams, in denen kleine Einzelhändler, Kunsthandwerker oder Gastronomen teils schon in xter Generation die außergewöhnlichsten und skurrilsten Dinge anbieten.

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Die Passage Jouffroy


An den Grands Boulevards, gleich neben dem Musée Grévin. Die Passage war die erste beheizte der Stadt. Im winterlich-verregneten Paris strömte dampferhitzte Luft aus den Bodengittern, die man heute noch sehen kann. In einer der Antiquariate findet man alte Postkarten, auf denen man die schönen Damen der Epoche sieht, wie sie sich à la Marilyn Monroe zum Aufwärmen die heiße Luft unter die Röcke wehen ließen. Hier befindet sich auch das Hotel Chopin, ein überaus Pariserisches und dazu noch preiswertes Hotel, das seit 1846 buchstäblich seine Türen geöffnet hat. Seit fast 180 Jahren war die Rezeption noch nie unbesetzt. In der Parasolerie Heurtault gibt es elegante, handgemachte Regenschirme und auch historische Exemplare, die einen Dolch im Stock verstecken. Damit verteidigten sich die Damen der Zeit gegen die wilden Hunde in der Stadt. Könnte heute wieder nützlich sein, wenn auch aus anderem Grund.

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Passage du Grand Cerf


An der Metro Etienne Marcel, verbindet die Rue Dussoubs mit der Rue Saint Denis. Hier reihen sich junge Schmuckdesigner, Antiquitätenhändler und Floristen aneinander. Der Inhaber des Ladens Pour vos beaux yeux, ein Optiker und leidenschaftlicher Sammler, hat sich auf ungetragene Vintage-Brillen spezialisiert, die er in seinen Geschäften in Nizza und Paris in der Passage du Grand Cerf verkauft (bei Bedarf mit Korrekturgläsern). Nach dem Stöbern im Kalany Mya einkehren und sich von entspannendem Vogelgesang einlullen lassen. Auf dem Menü stehen Tee, Kaffee, Säfte, Patisserie, vegetarische und biologische Köstlichkeiten.

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Galerie Véro-Dodat


Nur wenige Schritte vom Louvre entfernt verbindet sie die Rue du Bouloi mit der Rue Jean-Jacques Rousseau. Den einen Eingang markiert das Café de l’Epoque, in dem man in authentischem Ambiente eine hervorragende französische Küche serviert. Am anderen Ende befindet sich der Flagshipstore des Pariser Schuhkönigs Christian Louboutin. Und dazwischen? Eine bunte Mischung aus eleganten und originellen Geschäften, die Kunst, Möbel, Musikinstrumente oder antiken Schmuck verkaufen. Auch der Handschuhmacherin Thomasine kann man hier bei der Arbeit zuschauen. Über sie habe ich bereits in meiner letzten Kolumne berichtet. Die Visagisten-Legende Terry de Gunzburg, die für Saint Laurent bis Helmut Newton arbeitete, betreibt in der Galerie ihre By Terry Lifestyle-Boutique, in der sie auch sehr französisch-verspieltes Tafelgeschirr anbietet.